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Landjugend lud Politik zum Parlamentarischen Abend Abgeordnete, Verbände und Agrarverwaltung diskutierten mit Landjugendlichen

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Am 25. Februar richtete die Arbeitsgemeinschaft der Landjugendverbände Rheinland-Pfalz einen Parlamentarischen Abend in Schwabenheim nahe Mainz aus.

Zweck war die Vorstellung und Diskussion des Positionspapieres zur „Agrarischen Fachbildung“ welches in mehreren Arbeitstreffen von den Landjugendlichen erarbeitet worden war. Grundlage hierzu war unter anderem eine Umfrage, die unter über 100 Fachschülern, angehenden Technikern und Meisterschülern  an verschiedenen Standorten in Rheinland-Pfalz durchgeführt worden war. Schon 2009 wurde in einem Parlamentarischen Abend über die Agrarische Ausbildung diskutiert, so war es ein logischer Schritt die Lage in der weiterführenden agrarischen Fachbildung zu analysieren und auch hier mögliche Schritte und Verbesserungsvorschläge für die Zukunft aufzeigen zu können.

Anwesend waren zahlreiche Landjugendliche sowie Vorstandsmitglieder der Landjugendverbände, die sich schon mehrere Stunden vorher zu einer letzten Abstimmung und Vorbereitung der Inhalte versammelt hatten.  Insgesamt konnten  knapp   40 Teilnehmer aus Politik, Verbänden, Verwaltung, Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz und von den Dienstleistungszentren für den Ländlichen Raum in Rheinland-Pfalz  von den Landjugendvorsitzenden Barbara Bißbort, Katharina Elsen und Mathias Genn begrüßt werden. Leider musste Ministerin Ulrike Höfken ihre Zusage krankheitsbedingt wieder zurück nehmen.

Die Landjugendvorsitzenden hießen alle zum Parlamentarischen Abend  willkommen und dankten  allen für ihr Kommen und für das große Interesse . Es sei sehr schön zu erfahren, dass die Anliegen der Landjugendlichen gehört würden und in die politische Diskussion einflösse.

Der Appell, dass die agrarische Fachausbildung auch in Zukunft weiterhin wettbewerbsfähig gehalten werden müsse, erntete schon vor dem eigentlichen Beginn der Veranstaltung regen Applaus aus allen Reihen.  Barbara Bißbort sprach die aktuelle Förderung der Hochschulen an. 200 neue Dauerstellen und insgesamt 25 Millionen Euro  würden hier  im kommenden Jahr zusätzlich in Rheinland-Pfalz investiert. „Geld ist also da“, sagte Bißbort, …“es müsse aber auch an qualifizierte Abschlüsse jenseits der Universitäten gedacht werden.“ Auch das ehrenamtliche Engagement der Landjugend sollte mehr Unterstützung und Beachtung in der Gesellschaft erhalten. Katharina Elsen stellte das Positionspapier kurz vor und erklärte den organisatorischen Ablauf an den drei großen Diskussionstischen. „Es gibt keine Zukunft ohne bestens ausgebildeten Nachwuchs! Junge, hoch motivierte und hoch qualifizierte Fach- und Führungskräfte sind für eine funktionierende, solide, einkommenssichernde und flächendeckende Land- und Weinwirtschaft unabdingbar.

Gerade vor dem Hintergrund des sehr scharfen Wettbewerbes, der zunehmenden Überalterung, des Strukturwandels, dem extrem hohen bürokratischen Aufwand und des immensen technischen Fortschritts kommt der beruflichen Ausbildung eine Schlüsselfunktion zu, die gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann“, so Katharina Elsen.

An den drei großen Diskussionstischen  wurde anschließend tatkräftig und engagiert diskutiert und die Landjugendlichen konnten ihren Gästen ihre Erfahrungen und Forderungen vorstellen.

In ihrem Positionspapier fordert die AG der Landjugendverbände Rheinland-Pfalz Verbesserungen, Anpassungen und grundsätzliche Überlegungen in folgenden Bereichen: Verbesserung und Anpassung der Lehrinhalte in der Fachschul- und Meisterausbildung, Förderung  von Sozial- und Handlungskompetenzen, Personelle Situation an den DLRs und bei der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz und Standorte der Agrarischen Fachbildung.

Hinsichtlich der Verbesserung und Anpassung der Lehrinhalte fordert die AG der Landjugendverbände die Überarbeitung und Modernisierung der Prüfungsordnung der Landwirtschaftsmeister; insgesamt einen stärkeren Schwerpunkt auf den Fächer BWL und Management, die Behebung der Defizite in den Bereichen Mathematik, Chemie und Biologie (wohlwissend, dass dies eigentlich Aufgabe der allgemeinbildenden Schulen ist), ein bessere Ausbildung in der Fremdsprache Englisch vor allem im Bereich Weinbau, dosiertes Einsetzen von E-Learning und auch nur bei guter Breitbandversorgung und eine bessere Strukturierung der einzelnen Lernmodule ohne Überfrachtung. Auch der immer mehr zunehmenden Bürotätigkeit muss mit dem Lehrplan Rechnung getragen werden.

Bezüglich der Förderung von Sozial- und Handlungskompetenzen stellt die AG der Landjugendverbände folgendes fest: Die Anforderungen beruflicher Tätigkeit sind mehr denn je von persönlichen und sozialen Kompetenzen, wie  Kommunikationsfähigkeit, Teamfähigkeit, Kritikfähigkeit und mündlicher Ausdrucksfähigkeit geprägt. Sie gehören zu den Schlüsselkompetenzen im Beruf. Daher fordern die Landjugendlichen eine Förderung der persönlichen und sozialen Kompetenzen durch gesonderte Einheiten oder Module in der Agrarischen Fachbildung, die Vermittlung von „Lernlust“ und Verantwortungsbewusstsein und die Sensibilisierung für ehrenamtliches Engagement. Auch praktische Erfahrungen im Ausland sind unglaublich bereichernd und fördernd für die Entwicklung der Persönlichkeit. Hier könnten die Lehrkräfte in der Agrarischen Fachbildung unterstützend und fördernd tätig sein.

Das größte Problem stellt für die AG der Landjugendverbände Rheinland-Pfalz die personelle Situation an den DLRs und bei der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz dar. Hier fordern die Landjugendlichen konstruktive Gespräche und ein Überdenken des Einsparungskonzeptes von 2003 im Rahmen der Agrarverwaltungsreform. Hier sei offensichtlich von falschen Voraussetzungen ausgegangen worden. Seit 1994 schwanken die Aus- und Fortbildungszahlen im Agrarbereich nur unbedeutend. Die Ausbildung und Fachausbildung im Agrarbereich darf nicht zum Sparschwein für die Haushaltskonsolidierung des Landes Rheinland-Pfalz werden. Darüber hinaus ist es dringend erforderlich  nachhaltige Weiterbildungsstrukturen durch systematische Personalentwicklung im Bereich der Fachschul-, aber auch der Grundausbildung in den grünen Berufen zu erhalten, bzw. zu schaffen. Bislang gibt es keine erkennbare Strategie zur Lehrerausbildung und zur Neubesetzung freier Lehrerstellen, so die Landjugendlichen. An manchen Standorten zeichne sich jetzt schon ab, dass in wenigen Jahren nur noch die Hälfte der Lehrkräfte in Dienst ist. Bei der Lehrerausbildung muss neben der Fachkompetenz auch die pädagogische und persönliche Kompetenz des Lehrpersonals zukünftig stärker im Mittelpunkt stehen. Lehrkräfte sollten medienkompetent sein und in diesem Bereich geschult sein. Dies kann nicht dem Zufall überlassen bleiben. Hierzu ist eine Ermittlung des Kompetenz- und Weiterbildungsbedarfs notwendig. Die Einheit von  Beratung und Lehre muss unbedingt beibehalten werden, da dadurch eine wesentlich größere Praxisnähe gewährleistet ist. Gute Unterrichtsmethodik sollte berufliche und persönliche „Lernlust“ und  Lernbereitschaft bei Fachschülern und Meisteranwärtern wecken und damit „Türöffner“ für individuelle Weiterbildung und Entwicklung sein. Fachkräfte aus der Forschung sollten nur im Einzelfall als Lehrkräfte eingesetzt werden (Gefährdung von Forschung und Beratung). Auch ein Ausbau der überbetrieblichen Ausbildung in Praxisbetrieben sei sehr wünschenswert so die Landjugendlichen abschließend.

Hinsichtlich der Standortfrage ist klar ersichtlich, dass die Schüler eine enge Bindung an ihre Betriebe haben und einen einzigen, zentralen Ausbildungsstandort in Rheinland-Pfalz zur Zeit ablehnen. Die AG der Landjugendverbände fordert daher den Erhalt der bestehenden Standorte. Eine betriebsnahe Fachausbildung in der Land- und Weinwirtschaft, in der eine Einbindung in die Betriebe meist schon sehr stark ist, ist sehr wichtig.  Einfache Fahrwege von mehr als 80 Kilometern sind nicht zuzumuten und auch ökologisch nicht vertretbar. Die verschiedenen Standorte in Rheinland-Pfalz können zudem besser auf die regionalen Besonderheiten eingehen und diese in ihrem Curriculum behandeln.

Nach Beendigung der Diskussionsrunden wurde von den Vorsitzenden ein Resümee von allen Diskussionstischen präsentiert.

Es konnte festgehalten werden, dass bei derFinanzierung der genannten Punkte auch eine Umverteilung von Fördergeldern zugunsten der Agrarischen Fachbildung überlegt werden müsse. Dankbar äußerte sich Mathias Genn über die fruchtbare und sehr engagiert geführten Diskussionen.Die Agrarische Fachbildung muss das Ziel haben, für junge Menschen eine bestmögliche Basis für die spätere eigenständige Arbeit im Betrieb unter Markt- und Wettbewerbsbedingungen zu legen. Dies ist nur mit einer ausreichenden Anzahl an Lehrkräften in den einzelnen Fächern zu erreichen. Hier besteht sehr dringender Handlungsbedarf.Den Fachschülern und Meisteranwärtern muss die Möglichkeit gegeben werden, sich in weitergehenden Bildungsmaßnahmen persönlich gerade auch in im Bereich der Sozial- und Handlungskompetenzen fortzubilden. Es ist wichtig, dass auch Betriebsleiter/innen Verständnis für die Notwendigkeit von Bildungsmaßnahmen haben.  Nur, wenn in die eigene Qualifizierung ein entsprechend starker Wille und auch die notwendige Zeit investiert werden, kann eine Bildungsmaßnahme zum Erfolg führen“, so Mathias Genn zusammenfassend.

„Die Möglichkeit die Agrarische Fachbildung in Vollzeit, oder Teilzeit zu absolvieren muss erhalten bleiben. Auch eine gute Ausstattung hinsichtlich  EDV, Labor und Lehrmittel ist für einen guten Ausbildungserfolg unabdingbar“, so Katharina Elsen weiter.

Anfragen im Landtag zu einzelnen Forderungen des Positionspapieres und eine mögliche Vorstellung des Positionspapieres im Fachausschuss für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten seien von den anwesenden Parlamentariern in Aussicht gestellt worden freute sich Mathias Genn. Bleibt abzuwarten welche Forderungen der Landjugendlichen sich tatsächlich umsetzen lassen. Für die Beibehaltung eines hohen Qualitätsstandards in der Agrarischen Fachbildung müsste sich einiges bewegen.

Bei einer Suppe und kleinen Häppchen, Traubensaft und Wein gingen die Diskussionen noch lange weiter und ließen den gelungenen Parlamentarischen Abend der AG der Landjugendverbände ausklingen. Ein Dank der AG der Landjugendverbände Rheinland-Pfalz geht an alle Parlamentarier, Vertreter der Verbände, Agrarverwaltung, Landwirtschaftskammer und Dienstleistungszentren für den Ländlichen Raum, die sich auf den Weg gemacht hatten, um mit den Landjugendlichen zu diskutieren und sich für deren Belange einzusetzen.

Katrin Benary/ Rotraud Weber

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