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Landjugend: Übergabe der Erntekrone an Ministerin Ulrike Höfken

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„Mit dieser Erntekrone als Zeichen der Dankbarkeit für die weitestgehend abgeschlossene Ernte möchten wir die Verbundenheit der Landwirte und Winzer mit der Natur darstellen. Auch heute noch ist der Landwirt und Winzer vom Wetter und seinen Launen abhängig. In diesem Jahr zeigte uns das Wetter es besonders deutlich. Durch den langen, grauen Winter und das sehr kühle Frühjahr kamen viele Kulturen erst lange nicht in Gang. Dann hatten wir in einigen Regionen Deutschlands mit einer Jahrhundertflut zu kämpfen, die wohl zur teuersten Naturkatastrophe Deutschlands geworden sei dürfte. Viele Landwirte kämpfen dort um ihre Existenz. In unserer Region konnten zum Glück im Schnitt insgesamt gute Ernten eingefahren werden. Dafür sind wir sehr dankbar. Landwirte und Winzer arbeiten hart, um hochwertige Lebensmittel zu erzeugen. Landschaft, die Ihnen Erholung bietet, braucht Pflege. Dafür sorgen Landwirte und Winzer mit ihrer Arbeit – sie brauchen Ihre Unterstützung!“ appellierte Katharina Elsen, Vorsitzende der Landjugend Rheinland-Nassau stellvertretend für die AG der Landjugendverbände Rheinland-Pfalz an Ministerin Ulrike Höfken. Ihr besonderer Dank ging auch an die Landjugendgruppe Daun, die die Erntekrone wunderschön und aufwendig gebunden hatte. Sebastian Reif und Tobias Hammes hatten sie nach Mainz gebracht.

„Viele Winzer seien noch in der Lese und daher leider dieses Mal nur teilweise mit dabei,“ so Katharina Elsen weiter. Die Erntekrone schmückt jetzt den Eingang des Ministeriums für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten in der nächsten Zeit.

„Eine Erntekrone ist immer ein Objekt mit großer Symbolkraft. Wenn sie hier im Haus aufgehängt wird, zeigt sie, dass Rheinland-Pfalz ein landwirtschaftlich geprägtes Bundesland ist. Sie wird jedem, der ins Ministerium kommt sofort ins Auge fallen und so solle es ja auch sein, so Ministerin Ulrike Höfken bei der Überreichung.

Sie verwies auf die große Bedeutung, die hochwertige, umwelt- und tiergerecht erzeugte Nahrungsmittel für die Gesundheit der Menschen hätten. „Die landwirtschaftlichen Erzeugnisse sind Naturprodukte, deren Qualität von den natürlichen Rahmenbedingungen, wie Boden und Klima, geprägt wird. Auch die Herkunft sowie die ökologischen und sozialen Bedingungen, unter denen die Lebensmittel erzeugt und verarbeitet werden, erhielten zunehmendes Gewicht in der Bewertung durch die Verbraucher. Die Landesregierung werde deshalb die Erzeuger bei der Vermarktung regionaler Produkte weiter gezielt unterstützen und Regionalmarken weiter entwickeln, erklärte Ministerin Höfken. „Ländliche Räume müssen attraktiv bleiben, das Motto lautet „Wertschöpfung“, so Ministerin Höfken weiter. Auch eine dezentrale Energie- und Wärmeversorgung seien besonders wichtig.

Nach der Übergabe der Erntekrone und einer kurzen Vorstellungsrunde schloss sich eine Vorstellung der Landjugendarbeit im laufenden Jahr durch Bärbel Bißbort, Vorsitzende der Landjugend RheinhessenPfalz und Mathias Genn, Vorsitzender der Landjugend Rheinland-Nassau und  ein Gedankenaustausch über aktuelle agrar- politische Themen zwischen den Landesvorständen der Landjugend Rheinland-Nassau und der RheinhessischPfälzischen Landjugend und Ministerin Höfken an. Bärbel Bißbort lud zum Deutschen Landjugendtag 2014 in Bad Dürkheim ein und verwies auf die Schirmherrschaft von Ministerpräsidentin Malu Dreyer.

In der Diskussion kamen Themen, wie die Einzelbetriebliche Förderung,  die Streichung der Junglandwirteförderung und der Ausgleichszulage, die reduzierte Pheromonförderung im Weinbau, der geplante Nationalpark , aber auch Themen wie die mangelhafte Breitbandversorgung im ländlichen Raum, ein „Wildwuchs“ beim Windkraftanlagen- und Photovoltaikanlagenbau, die Ausgleichsflächen- und die Wildschadensproblematik und nicht zuletzt die mittlerweile sehr stark spürbaren personellen Engpässe an den DLRs insbesondere im Ausbildungsbereich zur Sprache.

Bei allem Verständnis für Sparzwänge forderte Katharina Elsen, Vorsitzende der Landjugend Rheinland-Nassau klar eine zukunftsweisende Politik, die die Lebens- und Bleibeperspektiven für junge Landwirte und Winzer im Auge habe. Investitionen in die Zukunft könnten nicht allein um des Sparens willen alle in Frage gestellt werden. Sie kritisierte die Streichung der Junglandwirteförderung in Rheinland-Pfalz. Sie sei eindeutig ein falsches Signal gewesen. Ministerin Höfken warb hier für Verständnis vor dem Hintergrund der verbindlichen Schuldenbremse und zeigte Möglichkeiten über eine EU-Förderung in diesem Bereich auf, auch gäbe es Junglandwirtezuschläge im Bereich der Einzelbetrieblichen Investitionsförderung.

Simon Schäfer, Stellvertretender Vorsitzender der Landjugend RheinhessenPfalz,  sprach die sehr deutlich reduzierte Pheromonförderung im Weinbau an. Er wundere sich schon, dass sie als „Grüne“ Ministerin gerade in diesem Bereich die Mittel kürze. Viele Anwendergemeinschaften stünden quasi schon vor der Auflösung. Ein Flickenteppich nütze beim Pheromoneinsatz gar nichts, hier mache nur die flächendeckende Anwendung Sinn. Ministerin Höfken machte daraufhin klar, dass sich die Pheromonförderung  allmählich selbst tragen müsse. Die Winzer stünden hier auch selbst in der Verantwortung. Auch bekomme der Weinbau ab nächsten Jahr ja auch die EU-Ausgleichszahlungen.

Sebastian Reif von der Landjugend Daun sprach die sehr problematische Situation im Bereich der Wildschäden an. Sie seien stellenweise so massiv, dass man kaum noch hinterher komme. Auch die Beweispflicht des Landwirtes sei oftmals schwierig. Und die Fristen für die Meldung der Schäden zu kurz. Man könne nicht mehr jede Woche bei jeder Fläche gewesen sein. Ministerin Höfken machte klar, dass  ihr die Problematik sehr bewusst sei. Hier müssten noch etliche Verbesserungen erfolgen. Die Lobby der Jäger sei hier allerdings auch sehr massiv. Junge Winzer berichteten, dass die Wildschäden im Weinbau, die ja gar nicht von den Pächtern übernommen würden, in den letzten Jahren exorbitant angestiegen seien.

Mathias Genn ergänzte der „Landfraß“ durch Ausgleichsflächen zusätzlich zum Landverbrauch durch Siedlungs- und Straßenflächen nehme immer bedrohlichere Ausmaße an und der Boom der Windenergieräder, die ja durchaus zu begrüßen seien, verstärke dies noch. Hier sei die Frage zu stellen, ob hier die geforderten Ausgleichsmaßnahmen noch sachgerecht seien. Bärbel Bißbort ergänzte seine Ausführungen noch mit ihrem Votum gegen Photovoltaikanlagen auf Ackerflächen. Es gebe noch wahrlich genug Dachflächen in Rheinland-Pfalz, die hierfür genutzt werden könnten.

Tobias Hammes forderte, dass die Ausbildung an den DLRs neben den fehlenden Lehrkräften auch qualitativ verbessert werden müsse. Während seiner Ausbildung sei er auch in Nordrhein-Westfalen gewesen und dort sei das Niveau deutlich höher gewesen. Ein Wechsel in der Ausbildung in ein anderes Bundesland sei dadurch ja kaum möglich. Hier müssten bundesweit einheitliche und vergleichbare Lehrpläne her. Gerade in der Landwirtschaft sei ein Blick über den regionalen Tellerrand enorm bereichernd und wichtig.

Katharina Elsen sprach die mangelnden Bleibeperspektiven für junge Menschen in Rheinland-Pfalz in den ländlichen Räumen an. Größter Kritikpunkt war das fehlende flächendeckende DSL-Netz. Hier gebe es immer noch große Lücken in den ländlichen Regionen und das Handynetz werde immer schlechter. Eine gute Versorgung in diesem Bereich sei aber mittlerweile standortentscheidend. Immer mehr Geschäftsvorgänge würden heute über das Internet abgewickelt. Das reiche vom Online-Banking, über Urlaubsbuchungen bis hin zu Geschäftsabwicklungen. Seit Jahren werde Besserung versprochen, aber man könne zunehmend den Eindruck gewinnen, dass der ländliche Raum schon abgeschrieben werde.  Sie sei derzeit an ihrer Masterarbeit und könne diese von zu Hause aus überhaupt nicht schreiben, da die Internetverbindungen von dort aus gar nicht vernünftig funktionierten. Ministerin Höfken versicherte: „ Wir tun, was wir können!“ und bestätigte dass ein funktionierender Internet- und Handyanschluss für reibungslose Geschäftsvorgänge heutzutage unabdingbar sei. „Wir wollen diesen Bereich aus der Gemeinschaftsaufgabe fördern“, so Ministerin Höfken.

Insgesamt wurde deutlich, dass dem Sparzwang durch die Schuldenbremse insgesamt doch vieles zum Opfer fällt und die Einschnitte im Landeshaushalt sehr deutliche Spuren hinterlassen.

Abschließend dankte Mathias Genn für das Gespräch, bat Ministerin Höfken darum bei der kommenden und sehr wichtigen Agrarministerkonferenz alles dafür zu tun, damit Rheinland-Pfalz eine bessere Mittelausstattung  und die bundesweit einheitliche Flächenprämie bekomme  und betonte, wie wichtig es sei, auch bei zum Teil gegensätzlichen Ansichten immer miteinander im Gespräch zu bleiben. Ministerin Höfken betonte wie wichtig für sie immer wieder der Austausch mit der Basis sei und bot weitere Gespräche an.

Rotraud Weber

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Links Hinten: Simon Schäfer, Melanie Schmitt, Christina Vogel, Links Vorne: Rotaurd Weber, Lisa Gabel, Barbara Bißbort, Mitte: Staatsministerin Ulrike Höfken, Rechts Hinten: Mathias Genn, Sebastian Reif, Christoph Zelder, Rechts Vorne: Katharina Elsen, Anna Pfaff, Tobias Hammes