"Wollen wir künftig alle Spielplätze mit drei Meter hohen Mauern umgeben, damit keiner die Kinder hört, die dort spielen?" Thomas Böse-Bloching, der stellvertretende Vorsitzende des Bundes Deutschen Landjugend (BDL), ist empört über die Kinderfeindlichkeit, die aus der Eilentscheidung des Hamburger Verwaltungsgerichts spricht.

Danach soll eine noch nicht eröffnete Kindertagesstätte eine drei Meter hohe und 46 Meter lange Steinmauer errichten. Einzelne Anwohner hatten wegen des zu erwartenden Lärms geklagt und Recht bekommen. Ein Einzelfall ist das indes nicht. Schon mehrfach hatte Kinderlärm die Gerichte beschäftigt, weil sich Anlieger belästigt fühlten.

"Einerseits reden alle vom Ausbau der Kinderbetreuung, andererseits wird er mit solchen Entscheidungen behindert. Das ist kontraproduktiv", stellt der stellv. BDL-Bundesvorsitzende fest. Ganz zu schweigen von der Zeit und dem Geld, die diese Kita in Steinmauern statt in frühkindliche Bildung und Qualität der Betreuung investieren soll.

"Kinder sind unsere Zukunft. Wann kommt das endlich überall in unserer Gesellschaft an? Was nützen die Einführung des Elterngeldes und der schrittweise Ausbau der Kinderbetreuungsplätze, wenn der Rest der Gesellschaft nicht mitzieht?", will Thomas Böse-Bloching wissen. Er fordert die Politik auf, deutlich Position zu beziehen. "Wir erwarten Regelungen, die solche Gerichtsentscheidungen künftig verhindern", sagt er.

Der BDL plädiert dafür, Kindern neben frühkindlicher Bildung möglichst viel Raum für ihr Spiel zu überlassen. "Kindliche Phantasie und Kreativität muss Möglichkeiten finden, sich auszuleben. Dabei erachten wir das Spielen und Toben als wichtige und prägende Erfahrung, die allen Kindern ermöglicht werden muss", heißt es im Grundsatzpapier "Präventionsarbeit für Kinder und Jugendliche", das der BDL im vergangenen Jahr verabschiedet hat.

Aktuell diskutiert der größte Jugendverband im ländlichen Raum das Thema "Bewegung und Ernährung". Dabei spielt auch der Ausbau von Spiel- und Bewegungsräumen wie Bolzplätzen unter Beteiligung der künftigen NutzerInnen eine große Rolle. Lärmschutzbestimmungen dürfen nicht über das Bedürfnis von Kindern und Jugendlichen nach freiem Spiel und Bewegung gestellt werden. "Dieser Maßstab muss auch für Kindertagesstätten in Deutschland gelten", so der stellv. BDL-Bundesvorsitzende Thomas Böse-Bloching.