Landjugend News

Steinhauer gibt Vorsitz an Marcel Müller ab

Erstellt von Elke Setzepfand, Fachverlag Dr. Fraund | |   VerbandsNews

Versammlung des BWV-Kreisverbandes Kusel bestens besucht

„Die Weichen für die Jugend sind gestellt“, sagte Helmut Steinhauer, der BWV-Kreisvorsitzende aus Lauterecken, im voll besetzten Saal des Hotels Reweschnier in Blaubach, in dem er auch Udo Hemmerling vom Deutschen Bauernverband, der Dr. Helmut Born vertrat, willkommen hieß.

„Wenn wir schon einen jungen Mann haben, der die Verantwortung für unseren Kreisverband übernehmen will, dann sollten wir ihm auch die Gelegenheit dazu geben“, betonte Steinhauer, der sich aus persönlichen Gründen nicht mehr zur Wahl stellte. 90 Prozent stimmten für den 30-jährigen Marcel Müller aus Körborn. Der Landwirtschaftsmeister betreibt mit seinen Eltern Carola und Gerhard Müller einen Ferkelerzeugungs- und Schweineherdbuchzuchtbetrieb mit 200 Zuchtsauen. Es werden 85 ha Ackerbau betrieben, je zur Hälfte Wintergetreide zur Futterherstellung und Raps zur Ölgewinnung. „Nur von der Urproduktion können wir nicht leben, daher haben wir auch eine Photovoltaikanlage auf dem Dach und beginnen gerade die im vergangenen Jahr erworbene Hütte zu vermieten“, erklärte Marcel Müller bei der Betriebsbesichtigung am Vormittag. Er fragte Udo Hemmerling daher, was er ihm raten würde, welche landwirtschaftlichen Produktionszweige einem jungen Landwirt Zukunft bieten. Auf diese Frage antwortete Hemmerling diplomatisch: „Das muss jeder auf seinem Standort und mit seinen Fähigkeiten selbst wissen.“

Selbstmacher haben es
zukünftig schwerer

Dennoch gab Hemmerling in seinem Vortrag „Landwirtschaft zwischen Reglementierung und Markt“ immer wieder Tipps für die Praxis. So lobte er Steinhauer für dessen Tätigkeiten auch im Fachausschuss Nawaro des Deutschen Bauernverbandes und merkte an, dass Steinhauer im Zweifel immer für das „Selbst machen“ eintritt. „Die Selbstmacher werden es in Zukunft allerdings schwerer haben“, so Hemmerling. Kooperationen – auch im Bereich Bioenergie - und das Auslagern von bestimmten Arbeitsgängen werden eine größere Bedeutung erlangen.

„Es gibt Stimmen, die sagen: Weg mit den Direktzahlungen an die Landwirte. Daher müssen wir deutlicher machen, wofür die Direktzahlungen sind“, sagte Hemmerling. Da sei man auf einem guten Weg. Ziel sei es eine wettbewerbsfähige Landwirtschaft aufzustellen, die am Markt bestehen kann, die in die Gesellschaft integriert ist. Die Ausgangssituation für die Betriebe ist sehr unterschiedlich, dennoch sei auf Dauer das Beste: Die Flächenprämie in der ersten Säule zusammenzuhalten. Auf die starken Marktschwankungen kann sich keiner wirklich einstellen. „Wir müssen die vorhandenen Instrumente nutzen, wie die Intervention beim Getreide, um diese auszubügeln“, schlug Hemmerling vor. „Außerdem muss die Risikoausgleichsrücklage möglich sein. Das könnte man auch in die Direktzahlungen einbeziehen. Bei der Ertragsschadensversicherung, die von privaten Instituten angeboten wird, sollten wir Vorsicht walten lassen. Auch eine staatliche Lagerhaltung sehe ich skeptisch“, so Hemmerling. Derzeit setze sich der DBV und die LBV´s für den Erhalt der Ausgleichszulagen ein. „Unser jetziges System mit den LVZ hat sich bewährt. Das wollen wir in Brüssel durchsetzen. Bei den Agrarumweltmaßnahmen sollte ab 2013 eine Honorierung erfolgen, nicht nur eine Kompensation, forderte Hemmerling. Ein wichtiges Thema im Kreis Kusel sind die Biokraftstoffe. „Die Nachhaltigkeitszertifizierung steht vor der Türe. Die EU hat eine Regelung auf den Weg gebracht, die die Zerstörung von natürlichen Lebensräumen verhindern und den CO2-Ausstoß vermindern soll“, sagte Hemmerling. Obwohl Deutschland bereits die Cross-Compliance-Anforderungen habe, hänge man in dieser Sache mit drin. „Wir haben gekämpft, dass nur eine Selbsterklärung zur Nachhaltigkeit gefordert werde. Ein Zettel mehr für die Nachhaltigkeitszertifizierung. Noch ist unklar, ab wann diese greift. Wir versuchen die Ernte 2010 außen vor zu lassen“, erklärte Hemmerling. Die Besteuerung der Biokraftstoffe steht erneut zur Diskussion. Man versuche vom Bauernverband einen Vorstoß auf 14 Cent, doch sagen viele, das reiche nicht aus. Eine Idee sei auch, dass die ersten 10 000 t in einen niederen Satz kommen und darüber die 18 Cent bleiben. „Das würde den kleinen Anlagen helfen“, bemerkte er. Bis 2012 sei der Markt für Bioenergie, einschließlich Biogas, rechtlich geregelt. Danach werde es wieder unsicherer, auch wenn sich der DBV dafür einsetze, dass die Chancen am Markt genutzt werden.

Wie die Stimmung derzeit in Berlin gegenüber der Landwirtschaft ist, das beschrieb Hemmerling folgendermaßen: „Die Bundesregierung wird in Brüssel keine Kürzung des Agraretats vorschlagen. Aigner ist mit dem DBV einer Meinung, dass die erste Säule gestärkt werden soll. Der Finanzminister ist der heimliche Verbündete der Landwirtschaft, da die Landwirtschaft berechenbar ist, während das Außenministerium derzeit mit unzähligen neuen Projekten aufwartet, deren Ziele fraglich sind.“ Ob dies ein Trost ist für eine der schwierigsten Zeiten in der Landwirtschaft, sei dahingestellt.       

 

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Helmut Steinhauer - Bild von Elke Setzepfand
Marcel Müller - Bild von Elke Setzepfand