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Berufsorientierungsseminar in Bad Kreuznach

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Viel Grünes auch an grauen Tagen

Fast schon traditionell führte die Arbeitsgemeinschaft der Landjugendverbände Rheinland-Pfalz das bewährte Berufsorientierungsseminar für Grüne Berufe in der ersten Woche der Osterferien, also vom 25. – 28.03. in Bad Kreuznach durch. 4 Tage lang gab es Informationen für Jugendliche über die 14 Berufe im Grünen Bereich. Informiert wurde zu Anforderungen der Berufe, Ausbildungsinhalten, Ausbildungsplatzsituation, Arbeitsmarktlage, Verdienst- und Weiterbildungsmöglichkeiten. Die Teilnehmer hatten zudem die Möglichkeit, sich mit den eigenen Stärken und Neigungen auseinanderzusetzen und zu vergleichen, ob diese mit den Anforderungen des Wunschberufes zusammenpassen. Für viele der jungen Teilnehmer war es jedoch sicherlich wichtiger, einen realistischen Eindruck von der alltäglichen Arbeit in ihrem jeweiligen Traumberuf zu erhalten. Hierzu erhielten sie bei mehreren Betriebsbesuchen und im direkten Gespräch mit Menschen aus der Praxis die Gelegenheit. Im Rahmen einer Rallye mit Stationen zu den „Grünen Berufen“ durfte dann auch spielerisch selbst Hand angelegt, und das eigene Können und Wissen unter Beweis gestellt werden.

Eröffnet wurde das Seminar von Anna Pfaff, Steven Schröder und Marcus Becker am Montag, den 25.03. gegen 15:00 Uhr. Herr Schröder und Frau Pfaff repräsentierten als Bundesjugendreferenten ihre jeweiligen Landesverbände Rheinland-Nassau und RheinhessenPfalz. Herr Becker, seit vielen Jahren als selbstständiger Teamcoach tätig, unterstützte die beiden bei der Durchführung.

Während die jugendlichen Teilnehmer ihre Zimmer bezogen und die Einrichtung erkundeten, führte Steven Schröder zusammen mit Volker Feddersen, Leiter der Bildungsstätte Ebernburg, ein Informationsgespräch mit den Eltern. Neben dem Programm des Seminares wurde hier insbesondere der Hintergrund der Eltern, deren Einstellung zu den Grünen Berufen und deren Erwartungen an das Seminar thematisiert. Im Anschluss trafen sich dann alle zum gemeinsamen Kaffeetrinken und hatten nochmal die Gelegenheit, Abschied zu nehmen.

Nun konnte der offizielle Teil des Seminares beginnen. Dies startete mit einer Kennenlernrunde, in der sich die Teilnehmer vorstellten und ihre Motivation, am Seminar teilzunehmen erläutern konnten. Einen ersten Überblick über das gesamte Spektrum der Grünen Berufe bot dann Frau Tanja Wallhäuser-Schmitt von der „Passgenauen Vermittlung“ der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz. Diese ging in einer Präsentation auf typische Tätigkeiten und Ausbildungsinhalte der einzelnen Berufe ein und ließ im Anschluss Raum für Fragen. Ursprünglich war für das Abendprogramm ein gemeinsamer Grillabend geplant, leider machte das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Genossen die Teilnehmer des letztjährigen Seminares noch Temperaturen über 20 Grad, lagen diese dieses Jahr knapp über dem Gefrierpunkt und selbst die Hartgesottensten zogen das gemeinsame Essen in der Herberge vor. Im Seminarraum konnte der Abend dann mit gemeinsamen Spielen und Teamübungen ausklingen.

Am Dienstag standen dann die ersten Betriebsbesichtigungen auf dem Plan, gleich nach dem Frühstück ging es los. Zunächst besuchte die Gruppe den landwirtschaftlichen Betrieb Hesselbach, in dem der Beruf Fachkraft Agrarservice ausgiebig dargestellt wurde. Das Ehepaar Hesselbach ging insbesondere auf ihre Erwartungen an Auszubildende ein und machte den Besuchern deutlich, dass mit der Arbeit an teils immens teuren Maschinen immer auch ein hohes Maß an Verantwortung einhergeht. Als selbstständige Geschäftsleute bräuchten sie zudem ein hohes Maß an betriebswirtschaftlichem Wissen und planerischem Denken. Zurück in der Herberge wurden die genaueren beruflichen Vorstellungen der jungen Leute abgefragt und darüber gesprochen, inwiefern die anvisierten Berufe den eigenen Neigungen und Wünschen gerecht werden und inwieweit Kompromisse eingegangen werden müssen. Nach dem Mittagessen in der Herberge fuhr die Gruppe nach Bockenau und besuchte den Milchviehbetrieb Andreas Essich. Der Betriebsleiter erklärte den Arbeitsalltag und den saisonalen Ablauf in einem landwirtschaftlichen Betrieb sowie die Erwartungen an Auszubildende. Herr Essich betonte dabei, dass es vor allem auch auf die Chemie zwischen einander ankomme. In landwirtschaftlichen Betrieben ist es auch heute noch gängige Praxis, Auszubildende auf dem Hof aufzunehmen, so dass man nicht nur Mitarbeiter, sondern beinahe schon Teil der Familie ist. Entsprechend muss es mit dem Kandidaten auch zwischenmenschlich passen.

Kaum wieder in der Herberge angekommen, erwartete die Teilnehmer die Rallye durch die Grünen Berufe, die in der Zeit ihrer Abwesenheit vorbereitet wurde. An verschiedenen Stationen zu den einzelnen Berufen konnten typische Tätigkeiten, wie das Melken einer Kuh an der Station des Landwirten oder das Eintopfen von Pflanzen beim Gärtner, spielerisch ausprobiert werden. Das erfolgreichste Team erhielt am Ende für seine guten Leistungen Präsente, für alle anderen gab es aber natürlich auch kleine Trostpreise. Abends waren dann junge Praktiker aus verschiedenen Berufen eingeladen, um den interessierten Jugendlichen Rede und Antwort zu stehen. Eingeleitet wurde der Abend durch ein „Speed-Dating“, bei dem jeder Teilnehmer zwei Minuten mit jedem Gast sprechen konnte, um danach dann frei auszuwählen, über welchen Beruf er sich weiter informieren möchte. Die Praktiker/innen gingen dabei detailliert auf die positiven Seiten, aber auch die Nachteile ihres jeweiligen Berufes ein. Die sehr angeregten Gespräche ließen den Abend spät enden, sowohl Praktiker als auch Teilnehmer waren am Ende jedoch sichtlich zufrieden.

Auch der Mittwoch bot ein straffes Programm. Der morgendliche Theorieteil behandelte die am häufigsten von Betrieben geforderten Kompetenzen und Mindestanforderungen an Auszubildende und Mitarbeiter. Hier wurde den jungen Teilnehmern vor allem auch deutlich gemacht, dass die Berufsausbildung für einen Betrieb stets mit einem hohen zeitlichen und finanziellen Aufwand verbunden ist und Forderungen nach Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit somit durchaus berechtigt sind. Hierzu hatte Steven Schröder eine anschauliche Präsentation vorbereitet, die dazu anleitete, gemeinsam häufig geforderte Kompetenzen zu erarbeiten, in eigenen Worten zu erläutern und abzuwägen, wo die eigenen Stärken und Schwächen liegen. Viele Teilnehmer waren hier zunächst erstaunt über den Umfang des gesammelten Katalogs an Kompetenzen. Nach diesem Theorieteil standen dann insgesamt drei Betriebsbesuche auf dem Programm. Zunächst ging es zur Gärtnerei Rehner in Bad Kreuznach. In diesem ehemals zur Gärtnerei des Jahres gekürten Betrieb konnten die Teilnehmer Einblicke in die Arbeit des Gärtners, insbesondere im Bereich des Zierpflanzenbaus gewinnen. Von der Produktion, über die Aufzucht, bis letztlich zum Verkauf und der dazugehörigen Kundenberatung wurden alle Arbeitsbereiche thematisiert.

Anschließend ging es zum Weingut Karolinenhof der Familie Demmer in Pfaffen-Schwabenheim. Während des Rundgangs wurde detailliert auf die Produktion und die zahlreichen Möglichkeiten, dem Wein eine persönliche Note zu verleihen, eingegangen. Die Begeisterung und Leidenschaft, mit der Herr Demmer seinen Beruf ausübt war dabei deutlich zu spüren. Er thematisierte zudem die Weiterbildungsmöglichkeiten nach der Ausbildung und die derzeit sehr guten Berufsaussichten, vor allem auch im Ausland.

Zu guter Letzt ging es zur Reitsportanlage Eidam & Partner in Erbes-Büdesheim. Herr Eidam führte über die Anlage, auf der aufgrund der Temperaturen leider keine Pferde geritten wurden. Diese konnten jedoch zumindest in ihren Boxen begutachtet werden. Den Teilnehmern wurde ein realistisches Bild des Berufes Pferdewirt vermittelt, der durch hohe zeitliche und körperliche Anforderungen sicher nicht für jedermann das Richtige ist. Hingewiesen wurde darauf, dass es oftmals nötig ist, von zu Hause wegzuziehen, da die Auswahl guter Ausbildungsbetriebe doch eher überschaubar sei. Zudem seien gute reiterliche Vorkenntnisse mitzubringen, wenn dieser Beruf erlernt werden soll. Die Freude am Reiten und die Liebe zum Tier seien entscheidende Faktoren, um trotz der hohen Anforderungen motiviert zu bleiben. Ausklang fand der offizielle Teil des Tages mit einem Vortrag zum Freiwilligen Ökologischen Jahr durchgeführt von Herrn Tilman Uhlich vom FÖJ Rheinland-Pfalz. Einige der Jugendlichen interessierten sich sehr für dieses Angebot und überlegten, dies für sich in Betracht zu ziehen. Hierfür bot sich Herr Uhlich als Ansprechpartner bei Fragen an.

Am Donnerstag startete die Gruppe mit einer Einheit zur beruflichen Eignung jedes/r Einzelnen. Die Referenten arbeiteten mit den Jugendlichen noch einmal intensiver an der eigenen beruflichen Zukunft. Jeder Teilnehmer bekam die Gelegenheit, sich selbst darzustellen und die eigenen Stärken in Form eines Bewerbungsgespräches zu präsentieren. Hier überraschten die Teilnehmer mit ihrer offenen und ehrlichen Art und meist sehr realistischen Einschätzung ihrer eigenen Kompetenzen. Auf Wunsch erhielten sie von den Referenten dann noch jeweils eine Rückmeldung zu ihrer Selbstwahrnehmung und eigene Eindrücke, die die pädagogischen Fachkräfte im Laufe der vier Tage von ihnen sammeln konnten.

Zur Abrundung des Programms wurde noch die überbetriebliche Ausbildungsstätte DEULA in Bad Kreuznach besichtigt. Diese verfügt stets über den neuesten Stand an landwirtschaftlichen Maschinen und Geräten, was besonders die technikbegeisterten Teilnehmer faszinierte. Neben Informationen und einem interessanten Rundgang durch die verschiedenen Hallen der Einrichtung bildete ein Geschicklichkeitsfahren über einen Indoor-Acker einen gelungenen Abschluss.

Zurück in der Herberge trafen die Jugendlichen ihre Eltern wieder. Diese waren wieder zum gemeinsamen Gespräch mit Volker Feddersen und Steven Schröder gekommen. Letzterer bot einen Rückblick zum Seminar ebenso wie seine Einschätzungen und Empfehlungen zu den einzelnen Jugendlichen. Insgesamt konnte er allen Teilnehmern gute soziale Kompetenzen attestieren. Kleinere Schwächen im fachlichen Bereich waren sicherlich bei dem ein oder anderen zu beobachten, sind jedoch mit ein wenig Arbeit in der Schule und zu Hause zu bewältigen, so dass jedem grundsätzlich eine Zukunft in den Grünen Berufen möglich wäre. Glücklicherweise waren einige Teilnehmer auch noch sehr jung und haben entsprechend genügend Zeit, auch die letzten kleinen Defizite zu bearbeiten, um dann voll durchzustarten.

Zum Abschied betonten die TeilnehmerInnen nochmals, dass ihnen die Woche viel Spaß gemacht hat. Sie waren sich nun sicherer mit ihrer Entscheidung für einen Beruf und es war deutlich, dass auch die ein- oder andere Freundschaft entstanden ist.

Die Landjugend bedankt sich für vier tolle Tage und wünscht allen Teilnehmer/innen viel Erfolg für die berufliche Zukunft!!!! Viele Bilder aus dem Seminar sind auf unserer Facebook-Seite zu finden unter www.facebook.com/LandjugendRLN. Wir freuen uns auf euren Besuch.

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