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Landjugend lud Politik zum Parlamentarischen Abend

Erstellt von AG der Landjugendverbände RLP/Saar | |   VerbandsNews

Abgeordnete diskutierten mit Jugendlichen. Landjugend macht sich stark für die Agrarische Ausbildung

Am 24.11.2009 diskutierten Landjugendliche aus ganz Rheinland-Pfalz und dem Saarland mit Abgeordneten aus Landtagen und Bundestag, Vertretern des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd e. V., Mitarbeitern des Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau und den DLRs, Vertretern der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz, Ausbildern sowie der Vorsitzenden des LandFrauenverbandes Pfalz im sehr ansprechenden Ambiente des Weingutes Margaretenhof in Schwabenheim. Grundlage war das Positionspapier der Arbeitsgemeinschaft der Landjugendverbände Rheinland-Pfalz/Saar zur Agrarischen Ausbildung.
Arno Billen, Vorsitzender der Landjugend Rheinland-Nassau und Sebastian Hoffmann, Vorsitzender der Landjugend Saar begrüßten die zahlreich erschienenen Gäste der Landjugend und führten in die Thematik ein. In ungezwungener Atmosphäre, bei Produkten aus der Region konnten Jugendliche ihre Positionen darlegen und vertreten. Eine solche Form der Diskussion nennt die Landjugend Tischkussion.

An drei thematischen Tischen tauschten die Jugendlichen ihre Positionen mit ihren Gästen in den Bereichen Betriebliche Ausbildung, Fortbildung der Ausbilder/innen, Kommunikation zwischen Schule, Ausbildern und Elternhaus, Förderung von Soft-Skills, Differenzierung der Ausbildung entsprechend dem Leistungsstand und nicht zuletzt Verbesserung und Anpassung der Ausbildung aus.

Am Tisch „Betriebliche Ausbildung, Fortbildung der Ausbilder und Verbesserung der Kommunikation zwischen Schule, Ausbildungsbetrieb und Eltern des Auszubildenden“ wurde über die zunehmend immer höheren Anforderungen in und an die Ausbildung diskutiert. Hier wäre durchaus eine Modularisierung, wie in anderen Ausbildungsgängen vorstellbar und käme dem sehr unterschiedlichen Leistungsstand und –vermögen der Auszubildenden sehr entgegen. Die zurzeit teilweise übliche Praxis „Werkerazubis“ in die regulären Berufsschulklassen zu schicken, führe zu vielen Problemen, die den erforderlichen Notwendigkeiten in keiner Weise Rechnung tragen würde. Dennoch sei ein „Markt“ für die unterschiedlichen Leistungsniveaus durchaus vorhanden. Hier sei die bestehende Möglichkeit eines EQJ-Ausbildungsganges, der selbstverständlich nach oben hin zu einer Gehilfenprüfung und weiter durchlässig sein müsse, ein guter Ansatz. Eine verpflichtende Fortbildung der Ausbilder sahen die Gäste der Landjugend als nicht durchsetzbar an. Dennoch sei eine ständige Aus- und Weiterbildung auch der Ausbilder unabdingbar. Hier wäre eine „Zertifizierung von Ausbildern“ ein sehr interessanter Ansatz. Darüber hinaus gebe es freiwillige Prüferschulungen der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz. Stark kritisiert wurde von den Landjugendlichen der fehlende Tarifvertrag für die landwirtschaftliche bzw. weinbauliche Ausbildung. Selbstverständlich dürfe nicht nur nach dem finanziellen Aspekt geschaut werden. Aber wenn der Lohn – nach Abzug von Unterbringung und Verpflegung - noch nicht einmal für eine Tankfüllung reiche, dann stimme hier wohl etwas nicht. Die viel zu geringe Zahl der Ausbildungsberater wurde von allen bedauert. Diese seien Einsparungen zum Opfer gefallen. Auch die Anzahl der Lehrer für die berufsbildenden Klassen sei nicht ausreichend und durch die Agrarverwaltungsreform bedingt. Unstrittig war auch, dass die Auszubildenden selbstverständlich leistungsbereit sein müssten. Eine verbesserte Kommunikation zwischen Ausbildungsbetrieben und Berufsschule wäre für die Ausbildung insgesamt nur förderlich, waren sich alle einig. Lediglich die Zusendung des „Blockplans“ durch die Schule sei ein bisschen wenig. Eine höhere Transparenz bzgl. der Ausbildungsbetriebe, beispielsweise auf einer Homepage, wäre insbesondere für „Quereinsteiger“ sicher sehr interessant. Ein Ausbildungsbetrieb habe ja schließlich etwas zu bieten.  Vergessen werden dürfe allerdings bei aller berechtigten Kritik nicht, dass Deutschland um sein bestehendes Duales Ausbildungssystem weltweit beneidet wird. Dessen sind sich die Landjugendlichen durchaus bewusst. Aber nichts ist so gut, als dass es nicht verbessert werden könnte.

An dem Tisch „Förderung von Soft-Skills und Differenzierung der Ausbildung entsprechend dem Leistungsstand“ wurde die Forderung der Landjugend nach speziellen Trainingskursen zur Verbesserung der sozialen Kompetenzen der Auszubildenden diskutiert. Die Forderung nach der Möglichkeit der Spezialisierung sowie ein Anreiz- und Fördersystem für sowohl besonders leistungsstarke – als auch leistungsschwache Schüler wurde ebenfalls diskutiert. Die Forderung, mit den Jugendlichen spezielle Persönlichkeits- und Sozialtrainings durchzuführen, basiert auf den heutigen Anforderungen des Arbeitsmarktes. Dass die Erfolgschancen im Beruf heute mehr denn je von persönlichen und sozialen Kompetenzen, wie Kommunikationsfähigkeit, Teamfähigkeit, Kritikfähigkeit und rhetorischem Geschick abhängen, darüber waren sich am Tisch alle einig. Viele Azubis haben heute Schwächen bei diesen Kompetenzfeldern. Seminare zur Förderung von Soft-Skills müssten zum Ziel haben, Talente zu fördern und Schwächen zu verbessern sowie den Schülern zu ermöglichen, selbst eigene Stärken und Schwächen zu erkennen und das eigene Verhalten zu reflektieren. Ein modellhaftes Training durch die Landjugend konnte bereits in Kooperation mit dem Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau vereinbart werden. Trotz großem Zuspruch für diese Kurse blieben Zweifel der Politiker an der dauerhaften Umsetzbarkeit nicht aus. Man müsse schauen und sei gespannt, wie sich die Auszubildenden auf ein solches Angebot einließen, so das Stimmungsbild. Bedenken bestanden dahin gehend, dass die Institution Schule nicht mit Lehrplänen überfrachtet werden dürfe. Eigenverantwortung und Eigeninitiative müssten von den Auszubildenden an den Tag gelegt werden, indem eigenverantwortlich an den bereits vielfältig vorhandenen außerschulischen Weiterbildungsmöglichkeiten teilgenommen werde. Weiterhin wurde am Tisch über die unterschiedliche Leistungsfähigkeit bzw. Leistungsmotivation der Auszubildenden innerhalb einer Klasse diskutiert. Die empfundene Schwierigkeit liegt hierbei für die Auszubildenden darin, dass das aktuelle Schulsystem den unterschiedlichen Fähigkeiten und Motivationen der Schüler einer Klasse nicht gerecht werden kann. Besonders leistungsstarke Schüler hätten hier ein Nachsehen, indem das Niveau des Unterrichtes durch weniger motivierte Schüler sinke. Dieser Problematik könne nur mit einem entsprechenden Anreiz- und Fördersystem begegnet werden, so die Landjugend. Auf die Forderung nach Differenzierung in A- und B-Kurse in den Hauptfächern, mit der Möglichkeit, diese entsprechend der Leistung problemlos wechseln zu können, zeigten die diskussionsfreudigen Gäste entgegengesetzte Reaktionen. Jedoch sollten die leistungsschwachen Schüler dahingehend gefördert werden, dass jeder seinen Anlagen entsprechend eine maximale Förderung genießen dürfe. Auch bei diesem Apell wurden Stimmen laut, dass man bei einer zu starken Differenzierung schnell an wirtschaftliche Grenzen stoße. Auf die Forderung, besonders leistungsschwache Schüler zu einem zusätzlichen Angebot über den regulären Unterricht hinaus zu verpflichten, konnte aufgrund der regen Diskussion über die Differenzierung in A- und B-Kurse aus zeitlichen Gründen nicht näher eingegangen werden. 

Der Tisch „Verbesserung und Anpassung der Ausbildung“ beschäftigte sich unter anderem mit .dem Thema der „Fremdlehre“. Die Landjugendlichen fordern das Absolvieren der Ausbildung auf fremden, nicht elterlichen, Betrieben. Sie betonten, dass es von elementarer Bedeutung sei, verschiedene Wirtschaftsweisen kennen zu lernen. Prinzipiell stimmten die Diskussionspartner dem zu, sahen allerdings die Problematik, dass diese Forderung aus rechtlichen Gründen nur ein Appell bleiben könne. Ein Kompromiss mit dem alle Gesprächspartner gut leben konnten, sieht vor, dass von den Auszubildenden zwei der drei Ausbildungsjahre auf einem „Fremdbetrieb“ zu absolvieren ist.
In diesem Zusammenhang wurde die nächste Forderung nach einem länderübergreifenden Lehrplan formuliert. Wird die Ausbildung auf unterschiedlichen Betrieben in verschiedenen Regionen Deutschlands absolviert, kommt es derzeit häufig zu Überschneidungen bzw. Lücken im theoretischen Teil der Ausbildung. Die Gäste der Landjugend brachten ihre Zweifel bezüglich der Möglichkeit der Umsetzung hervor, da Bildung in den Zuständigkeitsbereich eines jeden Landes falle. Daher sei dieses Anliegen im Prinzip nicht umsetzbar. Allerdings waren sich die Beteiligten darüber einig, dass zumindest die Lehrpläne innerhalb eines Landes vereinheitlich werden sollten. Dies ist in Rheinland-Pfalz bisher noch nicht der Fall.
Der Berufswettbewerb und dessen verpflichtende Teilnahme für alle Berufsschüler innerhalb Rheinland-Pfalz und dem Saarland wurde als weiteres spannendes Thema diskutiert. Die Vertreter aus Politik, des Bauern- und Winzerverbandes  und der Landwirtschaftskammer rieten allerdings davon ab, die Teilnahme an dem Berufswettbewerb zu verpflichten, und empfahlen der Landjugend im Gegenzug mehr Anreize für die potenziellen Teilnehmer zu schaffen. Dies gelänge durch die Vergabe von Stipendien, oder dem kostenlosen Besuch von begehrten Seminaren. Des Weiteren sei es wichtig gerade die Auszubildenden zu mobilisieren, die sich keine großen Chancen auf einen Sieg ausrechneten und daher in der Vergangenheit auf die Teilnahme lieber verzichtet hatten.
Görke, Geschäftsführerin der Landjugend Saar, bemängelte, dass es im Saarland noch immer nicht zu der Einführung des Blockunterrichts gekommen sei, der für nachhaltige Bildungserfolge von elementarer Bedeutung sei.
Der rheinland-pfälzische Landwirtschaftskammerdirektor Alfons Schnabel zeigte starkes Interesse an einem Austausch zwischen Rheinland-Pfalz und dem Saarland, um den saarländischen Auszubildenden Blockunterricht zu ermöglichen.
Eng geknüpft an die Forderung der Einführung des Blockunterrichts ist die der Weiterbildung des Lehrpersonals. Wenn es nach der Landjugend geht soll aber nicht nur das Lehrpersonal, sondern auch jeder einzelne Auszubildende die Möglichkeit erhalten über den Tellerrand hinauszuschauen und überbetriebliche Ausbildung, Fachexkursionen sowie Vorträge von Fremdreferenten wahrnehmen zu können.

Auch wenn es so scheint, als seinen manche Forderungen der Landjugend unerreichbar, so muss doch einmal angefangen werden sie zu fordern, damit sie eines Tages umgesetzt werden können. Denn ohne Forderung besteht auch nicht die Möglichkeit der Umsetzung

Am Ende des gemeinsamen Abends konnten alle Beteiligten feststellen, dass die angenehme Verbindung von Essen mit inhaltlicher Diskussion – „Tischkussion“ - auf jeden Fall wiederholt werden sollte. Die Erfahrung, dass ihre Anliegen ernst genommen werden und sehr wohl etwas bewirken können, wenn sie auf politischer Ebene vorgebracht werden, war für die beteiligten Landjugendlichen sehr wertvoll. Mit den Worten „Uns allen liegt die Zukunft der Agrarischen Ausbildung am Herzen und wir wollen uns aktiv dafür einsetzen, dass unsere Interessen vertreten werden“, fasste Florian Schmitt, Vorsitzender der Landjugend RheinhessenPfalz die Veranstaltung der Arbeitsgemeinschaft der Landjugendverbände Rheinland-Pfalz/Saar zusammen und dankte allen Beteiligten. Mit Sicherheit war dies nicht der letzte Parlamentarische Abend der Arbeitsgemeinschaft der Landjugendverbände Rheinland-Pfalz/Saar.

 

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