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Landjugend übergab Erntekrone an Staatssekretär Dr. Griese

Erstellt von Rotraud Weber | |   VerbandsNews

„Mit dieser Erntekrone als Zeichen der Dankbarkeit für die weitestgehend abgeschlossene Ernte möchten wir die Verbundenheit der Landwirte und Winzer mit der Natur darstellen. Trotz sehr schwieriger Startbedingungen in diesem Jahr durch die sehr starken Frostschäden im Frühjahr verbunden mit zum Teil sehr deutlichen Ertragsausfällen bis hin zu umfangreichen Neuaussaaten insbesondere im Getreide- und Rapsanbau habe doch noch eine im Schnitt meist gute Ernte eingebracht werden können“, so Barbara Bißbort, Vorsitzende der Landjugend RheinhessenPfalz Mitte Oktober in Mainz. Die Winzer seien noch in der Lese und daher leider dieses Mal nicht mit dabei. Die Landjugendgruppe Mörlheim hatte die sehr schöne Erntekrone in mühevoller Arbeit gebunden und übergab sie für die Arbeitsgemeinschaft der Landjugendverbände an Staatssekretär Dr. Griese, der Ministerin Höfken vertrat. Dr. Griese betonte, wie gerne er gerade diesen Termin war nehme, da er selbst ehemaliger Landjugendlicher sei. Die Erntekrone schmückt jetzt den Eingang des Ministeriums für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten.

„Eine Erntekrone ist immer ein Objekt mit großer Symbolkraft. Wenn sie hier im Haus aufgehängt wird, zeigt sie, dass Rheinland-Pfalz ein landwirtschaftlich geprägtes Bundesland ist“, erklärte Staatssekretär Dr. Griese bei der Überreichung.

Staatssekretär Dr. Griese hatte sich Zeit genommen und hob die Arbeit der Landwirte und Winzer heraus: “Sie tragen eine große gesellschaftliche Verantwortung. Sie leisten einen Beitrag zur Weiterentwicklung unserer Kulturlandschaft, zur Bewahrung der Biodiversität, zur Produktion hochwertiger Nahrungsmittel sowie zur Entwicklung attraktiver ländlicher Räume“. Er verwies auf die große Bedeutung, die hochwertige, umwelt- und tiergerecht erzeugte Nahrungsmittel für die Gesundheit der Menschen hätten. „Die landwirtschaftlichen Erzeugnisse sind Naturprodukte, deren Qualität von den natürlichen Rahmenbedingungen, wie Boden und Klima, geprägt wird. Auch die Herkunft sowie die ökologischen und sozialen Bedingungen, unter denen die Lebensmittel erzeugt und verarbeitet werden, erhielten zunehmendes Gewicht in der Bewertung durch die Verbraucher. Die Landesregierung werde deshalb die Erzeuger bei der Vermarktung regionaler Produkte weiter gezielt unterstützen und Regionalmarken weiter entwickeln sowie das geplante Greening nachhaltig verankern, erklärte Dr. Griese. Ein großes Problem habe er mit der heutigen Wegwerfgesellschaft. Was im Bereich der Nahrungsmittel weg geworfen werde sei erschreckend. Hier müsse unbedingt etwas getan werden.

Nach der Übergabe der Erntekrone und einer kurzen Vorstellungsrunde schloss sich eine Vorstellung der Landjugendarbeit im laufenden Jahr durch Barbara Bißbort, Vorsitzende der Landjugend RheinhessenPfalz und Kathrin Thönnes, Vorsitzende der Landjugend Rheinland-Nassau und  ein Gedankenaustausch über aktuelle agrar- politische Themen zwischen den Landesvorständen der Landjugend RheinhessenPfalzund der Rheinland-Nassau und Staatssekretär Dr. Griese an.

Hier kamen Themen, wie die Einzelbetriebliche Förderung,  die Streichung der Junglandwirteförderung, die fehlenden Bewilligungsbescheide der Ländlichen Bildungsarbeit mit den Offene Kursreihen und Großveranstaltungen der Landjugend und dem Berufsorientierungsseminar, die geplante Reform der GAP 2014 – 2020 mit dem geplanten „Greening“, die Mittelkürzungen im Bereich der Flurbereinigung, aber auch Themen wie die mangelhafte Breitbandversorgung im ländlichen Raum, ein „Wildwuchs“ beim Windkraftanlagen- und Photovoltaikanlagenbau zur Sprache.

Barbara Bißbort kritisierte die fehlenden Bewilligungsbescheide für die ländliche Bildungsarbeit. Das Jahr neige sich dem Ende entgegen und noch sei alles in der Schwebe. Staatssekretär Dr. Griese versicherte „Wir konnten die Mittel hierfür retten! die Mittel sind im Haushalt eingestellt und werden auch bewilligt.“

Bei allem Verständnis für Sparzwänge forderte Kathrin Thönnes, Vorsitzende der Landjugend Rheinland-Nassau klar eine zukunftsweisende Politik, die die Lebens- und Bleibeperspektiven für junge Landwirte und Winzer im Auge habe. Investitionen in die Zukunft könnten nicht allein um des Sparens willen alle in Frage gestellt werden. Sie kritisierte die Streichung der Junglandwirteförderung in Rheinland-Pfalz. Sie sei eindeutig ein falsches Signal gewesen. Staatssekretär Dr. Griese warb hier für Verständnis vor dem Hintergrund der verbindlichen Schuldenbremse und der Möglichkeit über kofinanzierte EU-Mittel in der Summe mehr Geld für das Land Rheinland-Pfalz zur Verfügung zu haben.

Thomas Bisenius aus der Landjugend Rheinland-Nassau sprach die Vorschläge der EU zu GAP 2014-2020 an, wobei hier insbesondere die „Greeningvorschläge“ sehr fragwürdig seien. Sie seien in vielen Betrieben kaum umsetzbar. Durch eine quasi verpflichtende „Flächenstilllegung“ käme es zu einer weiteren Verknappung der Ackerflächen, die ohnehin immer weniger würden.  Auch könne man in Rheinland-Pfalz mit sehr vielen Landschaftselementen, wie Hecken, Feldgehölzen, Bachläufen u. ä. keine Notwendigkeit für die Herausnahme von sieben Prozent der bewirtschafteten Flächen erkennen, so Thomas Bisenius weiter. Selbst Agrarkommissar Cioloş räume hier die Möglichkeit „äquivalenter Maßnahmen“ ein. Es gebe schon jetzt über 17 Prozent ökologische Vorrangflächen in Deutschland.

Anna Schückler, Vorsitzende des AK Agrarpolitik der Landjugend RheinhessenPfalz ergänzte der „Landfraß“ durch Ausgleichsflächen zusätzlich zum Landverbrauch durch Siedlungs- und Straßenflächen nehme immer bedrohlichere Ausmaße an und der Boom der Windenergieräder, die ja durchaus zu begrüßen seien, verstärke dies noch. Hier sei die Frage zu stellen, ob hier die geforderten Ausgleichsmaßnahmen noch sachgerecht seien. Mathias Genn ergänzte ihre Ausführungen noch mit seinem Votum gegen Photovoltaikanlagen auf Ackerflächen. Es gebe noch wahrlich genug Dachflächen in Rheinland-Pfalz, die hierfür genutzt werden könnten. Auch ständen Windenergieanlagen oft an völlig unsinnigen Standorten. Staatssekretär Dr. Griese verdeutlichte darauf hin, dass es das Ziel der Landesregierung sei vorzugsweise „Waldstandorte“ für Windenergieanlagen umzusetzen. Sie seien in der Regel wesentlich ertragreicher und damit auch ökologisch sinnvoller. Das hätten sie  auch so in das Landesentwicklungsprogramm geschrieben.

Katharina Elsen sprach die mangelnden Bleibeperspektiven für junge Menschen in Rheinland-Pfalz in den ländlichen Räumen an. Größter Kritikpunkt war das fehlende flächendeckende DSL-Netz. Hier gebe es immer noch große Lücken in den ländlichen Regionen und das Handynetz werde immer schlechter. Eine gute Versorgung in diesem Bereich sei aber mittlerweile standortentscheidend. Immer mehr Geschäftsvorgänge würden heute über das Internet abgewickelt. Das reiche vom Online-Banking, über Urlaubsbuchungen bis hin zu Geschäftsabwicklungen. Seit Jahren werde Besserung versprochen, aber man könne zunehmend den Eindruck gewinnen, dass der ländliche Raum schon abgeschrieben werde. Anna Schückler ergänzte hierzu, dass moderne Bewirtschaftungssysteme, wie z. B. Paralellfahrsysteme bei Bestellung und Ernte auf Grund fehlender Handynetze nicht genutzt werden könnten. Staatssekretär Dr. Griese versicherte: „ Wir tun, was wir können!“ und bestätigte dass ein funktionierender Internet- und Handyanschluss für reibungslose Geschäftsvorgänge heutzutage unabdingbar ist. „Wir wollen diesen Bereich aus der Gemeinschaftsaufgabe fördern“, so Dr. Griese.

Arno Billen sprach die sehr deutlich zurück gegangene Förderung der Flurbereinigung an. Hier bestehe noch enormer Handlungsbedarf. Es gebe immer noch viel zu viele kleinstparzellierte landwirtschaftliche Nutzflächen in Rheinland-Pfalz. Eine ausreichende Schlaggröße sei bei der Bewirtschaftung jedoch von entscheidender Bedeutung. Größere Flächen könnten wesentlich effektiver und damit auch ressourcenschonender bewirtschaftet werden. Hier musste Staatssekretär Dr. Griese bestätigen: „Wir werden den Umfang der früheren Jahre nicht halten können! Ziel ist es die Ausführungskosten pro Hektar deutlich zu reduzieren!“

Insgesamt wurde deutlich, dass dem Sparzwang durch die Schuldenbremse insgesamt doch vieles zum Opfer fällt und die Einschnitte im Landeshaushalt sehr deutliche Spuren hinterlassen.

Abschließend dankte Arno Billen für das Gespräch, bedauerte nochmals, dass Ministerin Höfken leider nicht die Zeit gefunden habe die Erntekrone selbst entgegen zu nehmen und betonte, wie wichtig es sei, auch bei zum Teil gegensätzlichen Ansichten immer miteinander im Gespräch zu bleiben.

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